Becker Elektrotechnik Münster Hiltrup

Der Ursprung der Sprechanlage liegt in Skandinavien. Dort wurde sie ursprünglich für die Bürokommunikation entwickelt, da die dortige Post in den 1930er-Jahren auch auf innerbetriebliche (interne) Telefongespräche Gebühren erhob. Die Entwicklung der Sprechanlagen war im Grunde der Versuch, ein günstigeres internes Kommunikationsmittel zu schaffen.

Für den Hausgebrauch wurden jedoch schon früher Sprechanlagen entwickelt: Im Jahr 1899 brachte das Berliner Unternehmen Paul Haudegen & Co. ihr drei Zimmer und Küche verbindendes Sprechsystem auf den Markt. Unter der Nr. 146763 der Telephon-Fabrik Actiengesellschaft, vormalsJoseph Berliner" in Hannover, patentierte das Kaiserliche Patentamt die erste „Linienwählschaltung zum Lautsprechen“. 1919 folgte die erste Sprechanlage des Unternehmens S. Siedle und Söhne. Die Sprechanlagen von damals waren jedoch eher Rufanlagen und nicht das, was man heute unter diesem Begriff versteht.

Die erste „moderne“ Sprechanlage wurde 1935 vom Unternehmen AB Gylling auf den deutschen Markt gebracht. Die Anlage wurde oft als „Hundehüttchenmodell“ bezeichnet und bestand zu großen Teilen aus Telefontechnik.

Bei Wechselsprechanlagen kann immer nur ein Teilnehmer sprechen (der dazu auf seine Richtung umschalten muss), bei Gegensprechanlagen beide gleichzeitig (wie am Telefon).

Das größte Problem beim Gegensprechen ist der Lautstärkeverlust. Bis 1951 galt ein Gegensprechen ohne Lautstärkeverlust als nicht möglich. Ingenieure experimentierten mit Lautstärkeregelungen über Glimmstrecken, Dämpfungskästen und mit dem automatischen Sprechrichtungswechsel mittels Frequenzverschiebung.

In G. Petzolds Buch „Gegen- und Wechselsprechanlagen“ von 1951 werden erstmals sprachgesteuerte Anlagen erwähnt. Sprachgesteuert bedeutet hier, dass kein gleichzeitiges Hören und Sprechen (wie zum Beispiel beim Telefon) möglich ist, sondern immer nur eine Sprachrichtung freigeschaltet wird. Die Schaltung der Sprachrichtung wird von einerSprachwaage gesteuert. Diese erkennt automatisch, wer gerade spricht und schaltet den Kanal vom Sprecher zum Hörer frei. Reden beide gleichzeitig, wird der Lautere zum Sprecher und der Leisere kann nur hören.

Es gab in dieser Epoche zahlreiche Sprechanlagenhersteller, die die Anlagen in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelten. Aus diesen Entwicklungsrichtungen resultierte laut Peter Kerger[1] eine Aufteilung in verschiedenen Branchen:

Bürosprechanlagen

Industriesprechanlagen

Krankenhauskommunikation

Heim/Haussprechtechnik

Der Ericsson-Konzern war der erste, der 1956 eine elektronische Gesprächssteuerung in eine Vermittlungszentrale einbaute. Dadurch konnten Mikrofon und Lautsprecher der Sprechstelle erstmals in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht werden. Kurz darauf stellte Philips die erste vollelektronische dezentrale Anlage mit Parallelverkabelung vor.

Seitdem haben sich die Sprechanlagen weiterentwickelt und werden nun weit über ihre ursprünglichen Funktionen hinaus eingesetzt. Die Entwicklung der Sprechanlage war der des Telefons zeitweise voraus. So wurden zum Beispiel integrierte Schaltkreise und Mikroprozessoren in Sprechanlagen wesentlich früher als bei den Telefonen eingesetzt. Einige der heute bei Telefonen eingeführten Funktionen sind bei Sprechanlagen seit Jahrzehnten Standard.

Moderne IP-basierende Sprechanlagensysteme können nicht nur Sprache, sondern auch Daten und Informationen transportieren und komplizierte Steuermechanismen (zum Beispiel an Sicherheitsleitständen) ausführen.